Mikuna

Mikuna ist Quechua und heißt Essen – ein ziemlich wichtiges Wort also und darum eines der wenigen Dinge, die ich auf Quechua sagen kann 🙂 Ich möchte ein bisschen ausführlicher über das Essen, typische Gerichte und die Ernährung hier in Bolivien berichten.

In der Essensmarkthalle sonntags in Tarabuco

Zuerst einmal ist es so wunderbar anders, wie man hier Lebensmittel einkauft. Es gibt kaum Supermärkte und wenn, dann sind sie enttäuschend und überteuert. Der Großteil des Essens wird auf Märkten und in Tiendas (kleine Lädchen wo es praktisch alles gibt) gekauft. Ich finde es wirklich schön, auf Märkten einzukaufen. Klar, man muss mit den Leuten reden und kann nicht einfach mit Kopfhörern durch die Regale laufen und vollkommen anonym bleiben. Aber so ist es doch auch viel langweiliger. Auf Märkten einzukaufen dauert zwar vielleicht etwas länger, aber die Vorteile machen das leicht wieder wett: Preise sind verhandelbar und grundsätzlich sehr günstig, man bekommt meistens noch einen kleinen Zuschlag dazu, die Leute haben etwas Nettes zu erzählen und die Lebensmittel nicht nicht doppelt und dreifach in Plaste eingepackt.

 

Fleisch-Verkauf in Camiri
Obststände am Mercado Central in Sucre

Dann das Essen an sich: Generell sind die Mahlzeiten immer sehr Kohlenhydrat-lastig. Es gibt Reis mit Pommes, Nudeln mit Pommes, nur Pommes, Reis mit Nudeln, oder eine sonstige Kombi und etwas dazu. Meistens noch eine Suppe vorher, zum Beispiel Sopa de Maní (mit zerstampften Erdnüssen) oder Sopa de Fideo (Nudelsuppe).

 

 

In Bolivien gibt es glaube ich mehrere hundert Kartoffelsorten. Uns wurde erzählt, dass es sogar jedes Jahr im Juli einen Wettkampf hier in Tarabuco gibt, bei dem man um die Wette Kartoffeln schält! Eine beliebte verarbeitete Version von Kartoffel ist die sogenannte Chuño (Quechua für „Falten“), die über mehrere Jahre zyklisch in der Erde gekühlt und in der Sonne getrocknet wird, wobei sie nach und nach ihren Wassergehalt verliert und immer mehr zusammenschrumpft. Dieses Verfahren wurde schon von den frühen indigenen Völkern hier genutzt. Vor der Zubereitung werden sie dann in Wasser eingeweicht. Die Konsistenz und auch der Geschmack sind nicht mehr wirklich wie man die von Kartoffeln kennt, aber trotzdem richtig lecker! Was ich auch sehr lecker finde, ist eine Soße mit Ají (so etwas wie scharfes Paprikapulver), die oft zum Essen dazugehört.

Wenn ich in meiner Außenschule in Jumbate unterrichte, esse ich immer dort mit Frühstück und Mittagessen. Zum Frühstück gibt’s ein Brot oder Buñuelo (in Öl gebackene Fladen) mit süßem Tee oder Kakao, manchmal auch Milchreis. Mittags häufig Reis mit Linsen und Gemüse oder Sopa de Maní. Das Essen in den Schulen wird übrigens immer von den Müttern gekocht und alle Schüler bringen die Zutaten mit, welche jeden Morgen eingesammelt werden. Generell wird immer vegetarisch gegessen, nur an besonderen Tagen gibt es Fleisch.

Kartoffel-Linsen-Suppe
Reis, Kartoffeln, Linsen
Reis mit Karotten-Erbsen-Kartoffel-Salat und Tomate

 

 

 

 

Ají de Arveja an einem Wandertag draußen gemeinsam gekocht                                      

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Käse-Empanada in Camiri

Was es hier oft am Straßenrand zu kaufen gibt sind Empanadas in allen Varianten. Frittiert und mit Käse gefüllt, mit Fleisch oder in unserer Lieblingsvariante mit viel Zwiebel, Ají-Pulver und Käse, so groß wie zwei Brötchen und für einen (!) boli, so ca 12 Cent. Generell ist das Essen an den Straßenständen und auch auf den Märkten sehr lecker und günstig. Eine volle Mahlzeit bekommt man immer für etwa 10 bolis.

 

Humintas und Kaffe

In Tupiza hatten Caro und ich das erste Mal hier Humintas probiert, ein superleckeres Maisgericht und neulich haben wir sogar selbst welche hier gemacht mit unserer Mentorin. Man benutzt dafür nicht den „normalen“ gelben Mais, den wir aus Deutschland kennen, sondern Choclo, der größer und weiß ist. Der wird in einer Mühle gemahlen, mit Salz, Zucker und Zimt gewürzt, dann mit einem Stück Käse in die Maisschalen wieder eingewickelt und im Topf gekocht oder im Ofen gebraten.

 

Noch ein paar Worte zu einem besonderen Essen, was wir zu Ostern genossen haben. Wir wurden von unseren Mentoren in ihr Haus in Sucre eingeladen, um mit ihnen zu kochen. Am Karfreitag isst man hier traditionell 12 Gerichte, unter anderem Choclo, Fisch, eine Zwiebel-Paprika-Soße, Nudeln, Aji de Arveja und Milchreis. Das Ergebnis war so unglaublich lecker!

Unser Ostern-Festmahl

Wenn man in Bolivien fertig mit Essen ist und den Tisch verlässt, bedankt man sich und daraufhin erwidern die anderen „Provecho“, was soviel wie guten Appetit bedeutet. Am Anfang fand ich das verwirrend, weil es ja irgendwie verkehrtherum erscheint, aber trotzdem ist es eine schöne Geste. So, das waren meine Gedanken und Ausführungen zum bolivianischen Kulinarischen.

Liebe Grüße, eure Lotte 🙂

 

 

 

 

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