Cochabamba, Torotoro und Neues aus Tarabuco

Hallo! Ich melde mich mal wieder, nachdem recht viel los war in letzter Zeit. Letzten Donnerstag war Fronleichnam und daher keine Schule für uns. So beschlossen wir drei Tarabuco-Freiwillige, ein langes Wochenende zu nutzen und Cochabamba und den Torotoro-Nationalpark zu besuchen. Mittwoch Abend ging es also los und ich feierte während der Nachtfahrt in meinen 19. Geburtstag rein, inklusive einem Panflöten-Ständchen von Caro. Unglücklicherweise kamen wir zu sehr früher Stunde in Cochabamba an, aber so konnten wir sehen, wie auf der Plaza Blütenmosaike und ein Gottesdienst vorbereitet wurden. Cochabamba ist Boliviens viertgrößte Stadt und sehr westlich geprägt. Sie hat ein sehr angenehmes Klima, mal eine angenehme Abwechslung zum immer kälter werdenden Tarabuco. Die berühmteste Sehenswürdigkeit ist ohne Zweifel der Cristo de la Concordia, die zweitgrößte Chistusstatue der Welt (größer als die in Rio de Janeiro). So war eben diese auch unser erstes Ziel in der Stadt. Es gibt eine Seilbahn den Hügel hinauf, aber sportlich und ambitioniert wie wir sind, erklommen wir natürlich zu Fuß die Stufen. So sportlich kam ich mir dann aber doch nicht vor, denn wir wurden von der Sonne gebrutzelt und dauernd joggten Leute an uns vorbei. Wie sich herausstellte, waren gerade die Juegos Suramericanos, ein großer  Sportwettkampf, in Cochabamba und daher die Stadt bevölkert von den besten Sportlern Südamerikas wie es schien. Oben angekommen ging es dann auch weiter mit Stufen steigen, denn man kann den Jesus innen hochlaufen und hat durch kleine Gucklöcher eine tolle Aussicht auf die Stadt und die sie umgebenden Berge. Den weiteren Tag verbrachten wir mit Essen und durch die Stadt laufen.

morgens an der Plaza
…nachmittags war alles schon wieder verschwunden
eine Plaza
der Cristo de la Concordia
Aussicht vom Inneren des Cristo auf die Stadt
Cheeky Foto von Sportlern aus Kolumbien

Am nächsten Morgen ging es sehr früh raus, denn um fünf Uhr fuhr unser Bus in den Torotoro-Nationalpark ab – eine sehr ruckelige und staubige Fahrt. Danach haben wir uns erst einmal einen leckeren Brunch bereitet: Schokofondue am Fluss, ein Geburtstagsgeschenk von meinen Mitbewohnern 🙂 Freitag Nachmittag ging dann eine Halbtagestour durch den Park los, auf der wir viele Dinosaurier-Spuren und einen riesigen Canyon mit Wasserfall besucht haben. Vom Schlafmangel geplagt sind wir früh schlafen gegangen, um am nächsten Tag nicht von den müden Beinen zu fallen. Es stand uns auch tatsächlich einiges Laufen bevor. Wir haben uns Steingewölbe, unglaublich schöne Natur und eine Tropfsteinhöhle angeschaut. Der Höhlenbesuch war eine komplett neue Erfahrung für mich, denn er hatte nichts gemeinsam mit anderen Besichtigungen von Höhlen in Europa. Eher kam man sich vor wie einer der ersten Forscher, der auf allen vieren durch sehr enge, rutschige und abschüssige Gänge immer tiefer in den Erdboden eindringt. Es hat aber unglaublich Spaß gemacht! Am Nachmittag sind wir dann noch zurück nach Cochabamba gefahren. Dort hat es den ganzen Sonntag geregnet, aber das hat uns nicht davon abgehalten den ganzen Tag durch die Stadt und über den wirklich riesigen mercado zu schlendern und ganz viel zu essen, bevor wir abends wieder im Bus Richtung Sucre saßen.

Schokofondue am Fluss

   

Torotoro-Nationalpark im Departamento Potosí
Torotoro kommt vom Quechua T’uru, was so viel wie Schlamm oder Lehm bedeutet
Höhlenmalerei
Im Entengang und Gänsemarsch durch die Tropfsteinhöhle

Noch ein paar Neuigkeiten aus Tarabuco:

  • Vor einem Monat gab es in unserem Bundesland Chuquisaca große Proteste und Blockaden. Straßen waren gesperrt, die Märkte haben nicht aufgemacht und es fand kein Unterricht statt. Das alles aufgrund eines Konfliktes zwischen Chuquisaca und dem angrenzenden Santa Cruz, bei dem es um das Grenzgebiet Incahuasi mit sehr hohem Gasvorkommen geht. Fast zwei Wochen lang stand das Leben hier im Dorf mehr oder weniger still, bis die bloqueos aufgehoben wurden. Das Thema ist auf politischer Ebene aber noch lange nicht ausgefochten.
  • Die Pluris, kurz für Juegos Plurinacionales: seit ein paar Jahren gibt es in Bolivien die Pluris, Sportwettkämpfe zwischen den Schulen der verschiedenen Provinzen. Da Tarabuco die Provonzhauptstadt ist, fanden die Spiele sowohl von der Primaria als auch von der Secundaria hier statt. So konnten wir unsere Schüler beim Futsal anfeuern und uns die Eröffnungsfeier der weiterführenden Schulen im Coliseo angucken. Roberts Schach-Schüler sind sogar in die nächste Ebene der Wettkämpfe aufgestiegen.
  • Am Freitag den 25. Mai war der 209. Jahrestag des primer grito libertario (der erste Aufschrei nach Freiheit) in Südamerika. Im Jahr 1809 begann in Sucre damit die Unabhängigkeitsbewegung gesamt Südamerikas. Das ist natürlich ein wichtiges Datum und wurde gebührend gefeiert mit Märschen auf der Plaza am Donnerstag Abend und Freitag Vormittag.
  • Der bolivianische Muttertag día de la madre war am Sonntag danach. Da aber sonntags keine Schule ist, das aber logischerweise trotzdem zelebriert werden muss, gab es am Dienstag in der Schule ein Programm für die Mütter mit Tänzen und Verlosungen für die Mütter.
  • Und des Feierns ist noch nicht genug: Gestern gab es den día del maestro, also den Tag des Lehrers. Caro und ich wurden in Jumbate mit reichlich Konfetti überhäuft und bekamen zusätzlich zum normalen Mittagessen noch eine ordentliche Portion Reis, Salat, Kartoffeln und Hühnchen. Die haben wir dann noch mit unseren beiden Kolleginnen gegessen.
Die Inauguración der Pluris im Coliseo
am 25 de Mayo auf der Plaza
Viehmarkt

Liebe Grüße aus dem kalten Tarabuco,

Eure Lotte 🙂

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