Wanderung, Sonntagsmarkt, Schule, Sterne und Kochen 

15. September 2017

Ich bin jetzt schon seit knapp zwei Wochen in Tarabuco und es gibt auch einiges zu erzählen. Ich weiß allerdings gar nicht, wie und was alles, weil mir echt bewusst ist, dass ich hier nur einen kleinen Eindruck vermitteln kann von dem, was passiert und wie es mir geht. Aber was soll´s – ich versuche es einfach mal.

Erst einmal zu meiner Wohnsituation. Ich habe das letzten Eintrag nicht so ausführlich beschrieben, weil ich den mit meinem Handy und mobilen Daten verfasst habe. Also ich wohne hier im Hostelling International y Centro Ecológico Juvenil Tarabuco. Das Hostel wird betrieben von unseren Mentoren Alberto und Marlene, die sich wirklich mit viel Liebe und Mühe hier engagieren. Während Alberto Haus und Hof instand hält, arbeitet Marlene mit 2 Assistentinnen in der Küche und zaubert leckeres Essen für das angeschlossene kleine Restaurant. Eins der 4 Hostelzimmer wird dauerhaft von den Voluntarios bewohnt, die die beiden schon seit acht Jahren aufnehmen und betreuen. Ich schlafe also mit Caro und Robert in einem Zimmer, was drei Betten, drei Schränke und sogar ein kleines Balkönchen zur Straße raus hat. Wir haben außerdem einen sehr großzügigen Aufenthaltsraum mit einer Küche und ein kleines Bad zur Verfügung stehen. Mittlerweile fühle ich mich hier sehr wohl und ich habe auch noch nicht das Gefühl, zu wenig Privatsphäre zu haben, da wir drei uns wirklich gut verstehen.

Um unser Tarabuco-Dream-Team noch mehr zusammenzuschweißen, hatten wir uns vorgenommen, letzten Samstag gemeinsam zu wandern. Das Ziel war ein großer „Bienvenidos a Tarabuco“-Schriftzug, der an einem großen Berghang angebracht ist und eigentlich von überall aus dem Dorf sichtbar ist. Das war einfach zu verlockend, mal dort oben zwischen den Buchstaben zu stehen und vielleicht das ein oder andere coole Foto zu machen. Wir sind also am Samstag voller Tatendrang aufgestanden und haben uns nach einem schönen sonnigen Pancake-Bruch auf die Socken gemacht. Das Ding ist, dass es hier keine richtigen Wanderkarten oder Wegbeschilderungen gibt. Also mussten wir nach einer halben Stunde Richtung Berg feststellen, dass es keinen Weg nach oben gibt und so haben wir uns an einer Kreuzung (nachdem die ersten beiden Wege ins nichts geführt haben) kurzentschlossen für einen Weg entschieden, der grob Richtung Sucre ging. Wir wussten nicht, wohin der Weg führte, aber ich muss sagen, dass Wandern ohne konkretes Ziel auch sehr schön ist. Wir haben dann nach ein paar Stunden eine schöne Pause an einer kleinen Wasserstelle im Schatten gemacht und sind noch an eine Stelle mit wunderschöner Aussicht auf die nächsten Bergketten gekommen. Auch wenn die Landschaft hier sehr karg und trocken ist, finde ich es sehr schön hier und auch sehr gut zum wandern. Auf dem Rückweg sind wir noch auf ein anscheinend neugebautes leerstehendes Gebäude gestoßen, was aussah wie ein Museum oder eine Sternwarte. Von dort aus führte dann auch ein richtig gepflasterter Wanderweg zurück nach Tarabuco vorbei am Stadttor. Das Tor ist riesig und in der Form eines typischen Tarabuco-Helms gebaut – sehr beeindruckend, wenn auch meiner Meinung nach etwas zu pompös. Nach der Wanderung waren wir dann auch ziemlich glücklich noch vor der Dunkelheit zurückgekommen zu sein. Aber das hat uns nicht davon abgehalten, nach dem Abendbrot noch einmal ein bisschen aus dem Dorf rauszugehen, weil am Samstag das erste mal ganz klarer Himmel hier war und man den Sternenhimmel richtig gut sehen konnte. Das ist wirklich wunderschön und beeindruckend, wie viele Sterne man hier sehen kann! Mich beeindruckt der Nachthimmel immer wieder, aber das war echt etwas besonderes.

 

 

 

Der Sonntag ist in Tarabuco besonders. Da heißt es nämlich: Markttag. Es kommen viele Händler aus der ganzen Gegend ins Dorf und bauen hier ihre Stände auf den Straßen auf. Auch die normalen Tiendas (kleine Tante-Emma-Läden) erweitern ihre Verkaufsflächen auf die Straßen. Und so verwandelt sich das Dorfbild doch wirklich extrem. Während unter der Woche die Straßen fast leer und eher wenig Menschen unterwegs sind, war es am Sonntag für uns ein Schock, als wir aus der Tür gegangen sind und mitten im Getümmel waren. Auch viele Touristen kommen Sonntags nach Tarbuco, da es nicht so weit entfernt und somit ein schöner Tagesausflug aufs Land ist. Es gibt auf dem Markt eigentlich alles: Kleidung, Obst, Gemüse, Technik, Drogerie-Artikel, Werkzeuge und noch viel mehr. Ein großer Anteil der Produkte sind traditionell gewebte Stoffe und daraus hergestellte Wandteppiche, Hängematten, Pullover oder Hosen. Tarabuco ist ein Zentrum für diese alte Kunst, was ich wirklich schön finde, da mir die Sachen sehr gut gefallen haben. Wir sind ein paar Stunden kreuz und quer durch die Straßen geirrt und haben uns an den ganzen Angeboten nicht sattsehen können.

 

 

 

 

 

 

 

Am Montag war dann der ganze Trubel wieder vorbei und wir sind in die Schulen gegangen, wo wir arbeiten wollen. Robert und ich sind in die Dr. Manuel G. Mendieta Grundschule gegangen, während Caro in die Rosalia gegangen ist, beide nur wenige Minuten Fußweg vom Hostel. In keiner der Schulen gibt es einen Englischlehrer, sodass wir wirklich allein unterrichten. Dort haben wir einen Stundenplan bekommen, den wir uns angucken und gegebenenfalls ändern sollten. Montag Abend haben wir mit Marlene etwas typisch bolivianisches gekocht: Papas rellenas. Das ist im Prinzip frittierter Kartoffelbrei mit einer Füllung (bei uns mit Käse). Man isst dazu eine Salsa aus vielen Zwiebeln und Aji, einer Art Paprika-Pulver. Es war wirklich sehr lecker und ich freu mich drauf, wenn wir das nächste mal zusammen kochen.

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag ging es dann richtig los für uns. Ich hatte eine sechste und eine zweite Klasse. Die erste Stunde begann mit einem Frühstück (Brot und eine Art Kakao) für jeden und dann hab ich versucht (!) den Kindern beizubringen, wie man sich auf Englisch begrüßt und auf Wunsch sind wir noch die Farbendurchgegangen. In der zweiten Klasse habe ich erst einmal Namensschilder basteln lassen und dann haben wir noch ein bisschen gespielt. Es war sehr anstrengend, vor allem da in beiden Klassen die Lehrerinnen fast die ganze zeit nicht da waren und ich allein versuchen musste, die Aufmerksamkeit der Kinder zu bekommen. Am Nachmittag bin ich dann nochmal in die Schule, um mit der sechsten Klasse Computación zu machen, das Problem war nur, dass der Schlüssel für den Raum nicht da war. Also hab ich dann ein bisschen beim Fußballtraining zugesehen und mich mit ein paar Schülerinnen unterhalten.

Mittwoch sind Caro und ich mit einem Trufi in die zweite Schule gefahren, wo wir arbeiten: Jumbate. Das ist eine sehr kleine Schule mit ca 20 Schülern und 2 wirklich netten Lehrerinnen. Alle haben sich sehr gefreut, als wir gekommen sind, und wir haben uns gleich wohlgefühlt. Am Anfang haben wir den Kindern beim Tanzen zugesehen. Es wird gerade nämlich fleißig für einen Festumzug in Tarabuco geübt, bei dem alle Schulen und Institutionen teilnehmen. Nach einem Frühstück sind wir dann in die Klassen gegangen und ich bin mit ca 10 wirklich liebenswerten, aufmerksamen und wissbegierigen Kindern die englischen Zahlen bis 20 durchgegangen. Danach haben wir Galgenmännchen gespielt und als die Konzentration dann doch langsam weg war, sind wir alle rausgegangen und haben Fußball gespielt. Nach einem leckeren Mittagessen und noch ein paar Spielen mit den Kindern haben wir uns dann zu Fuß auf den Rückweg gemacht, was ein schöner Abschluss für den Schultag war. Wir sind etwa eineinhalb Stunden gelaufen, wobei wir einen Umweg gemacht haben, um auf den alten Schienen zu laufen, die wir schon die letzten Tage Immer wieder gesehen hatten.

Donnserstag war ich wieder in der Mendieta und hab mit einer vierten Klasse Unterricht gehabt. Dabei wurde ich von vielen Schülern reich mit glitzernden Plastik-Sternchen beschenkt und ein paar wurden mir auch ins Gesicht geklebt.

Heute morgen bin ich nur zur Schule gegangen, um dort von einem Schüler zu erfahren, dass heute kein Unterricht stattfindet, da alle nach Sucre zur Entrada gefahren sind, um zu tanzen. Zu besagter Entrada, dem Festumzug für die Schutzheilige von Sucre, der Virgen de Guadalupe, fahren wir drei auch in ein paar Stunden. Es kommen fast alle Freiwilligen, worauf ich mich schon echt freue.

Nun ja, das Wochenende verspricht, aufregend zu werden, da wir nicht nur die Entrada (wo sogar zwei befreundete Freiwillige mittanzen) angucken und uns mit den andereren Voluntarios treffen wollen, sondern auch noch einige Einkäufe erledigen, Geld wechseln/abheben, zur Wäscherei gehen und so etwas wie unseren bolivianischen Ausweis abholen wollen. Aber insgesamt bin ich sehr gespannt und freue mich, auch mal wieder nach Sucre zu kommen nach zwei Wochen.

So, das war jetzt aber echt sehr viel…

Ich hoffe in Halle, oder wo auch immer läuft alles gut 🙂

¡Hasta pronto!

 

Anmerkung: Den Artikel hab ich am Freitag geschrieben, aber ich konnte ihn erst jetzt in einem Internetcafé in Sucre hochladen. Ich werde dann wenn ich Zeit habe demnächst vom Wochenende hier berichten.

1 Comment

  1. Tom

    17. September 2017 at 19:44

    supi dupi mega nice

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