Tanz, Tarabuco!

Und da bin ich wieder, mit ein paar näheren Infos zum letzten Wochenende:

Wie ich schon berichtet habe, war hier vor einer Woche ein Fest zu Ehren der Schutzheiligen des Dorfes, der Virgen del Rosario. Das hat nicht nur viele Bolivianer und Touristen, sondern auch (zu unserer großen Freude) befreundete Freiwillige aus Cajamarca, Alcalá und Camiri zu uns nach Tarabuco gezogen. So kam es dann, dass wir Freitag Abend nicht zu dritt, sondern zu acht hier im Hostel waren. Am Nachmittag hatten Caro und ich schon unsere Kostüme für den Salay von unserer Außenschule (Jumbate) abgeholt und an der Rosalía-Schule den Waca Waca Tanz noch einmal geübt.

Samstag Morgen sind wir dann stark mit der bolivianischen Pünktlichkeit in Berührung gekommen. Uns wurde Freitag gesagt, dass wir uns Punkt zehn am Rathaus treffen, fertig angezogen und startbereit. Also dachten wir uns: Okay, das schaffen wir – haben uns in Schale geworfen, Zöpfe geflochten, geschminkt und sind zehn nach zehn angekommen, in der Erwartung, dass wir in etwa einer halben Stunde lostanzen würden.

Vorher war natürlich noch ein bisschen Zeit für Fotos

Aber weit gefehlt! Bei unserem Weg über die Plaza wurden wir von vielen Leuten verwundert angesehen und wir waren auch weit uns breit die einzigen Tänzerinnen in Kostüm. Am Rathaus war unsere Gruppe noch nicht einmal vollständig und niemand war angezogen. Wir haben dann unsere Hüte bekommen und uns wurde gesagt, dass wir uns halb zwölf treffen – an einem anderen Treffpunkt. Also gut, zurück zum Hostel und noch mit den anderen frühstücken, bevor wir uns dann wieder aufgemacht haben. Halb zwölf angekommen, dort wo der Tanzumzug immer beginnt und nochmal eine Stunde warten, bis die anderen dann auch mal eingetrudelt sind. Da wir die erste Gruppe waren, die den Umzug eröffnet hat, waren wir bis dahin auch wirklich die einzigen bunten Tanz-Vögel auf der Straße. Unsere Röcke wurden noch gerichtet, die Hüte mit Haarklemmen festgesteckt und viele Fotos gemacht, bis es dann etwa halb zwei (drei einhalb Stunden später! 😀 ) richtig losging. Und dann sind wir den Salay getanzt, mit unseren Schülern und einer Lehrerin von der Jumbate-Schule. Hier eins der Lieder, zu dem wir getanzt haben.

Gruppenfoto mit den Mädchen von Jumbate
an der Ecke zur Plaza (hinter uns die Banda, die unsere Musik gespielt hat)

Es hat wirklich unglaublich viel Spaß gemacht so direkt teilzuhaben an der bolivianischen Kultur. Der Weg war auch nicht anstrengend, da wir nur eine Strecke von ca. einem Kilometer vom Ortsausgang bis zur Plaza zurückgelegt haben. Allerdings hatte ich, als wir nach einer Dreiviertel Stunde fertig waren, Blasen an den Füßen von den Schuhen.

Zu den Schuhen vielleicht noch eine kleine Anekdote: Die Kleidung für die Tänze leiht man sich normalerweise aus, aber Unterrock und Schuhe mussten wir selbst besorgen. Die Angabe, die wir dazu bekommen haben war: „planos blancos“ (flache, weiße). Da wir in Tarabuco auf dem Sonntagsmarkt und auch in den Tiendas nicht fündig geworden sind und uns jeder, den wir gefragt haben, nach Sucre geschickt hat, sind wir am Mittwoch vor der Entrada von der Schule aus in den trufi gestiegen und nach Sucre gefahren. Wir hatten erwartet, einfach schnell auf den Mercado Campesino zu gehen, wo es ja angeblich alles, überall und unglaublich billig gibt, die Schuhe zu holen und dann noch ein bisschen den Nachmittag zu genießen. Naja, das Ganze endete in ewigem erfolglosen Suchen, schlechter Laune und Kuchen-Frust-Essen, bis uns eine Lehrerin aus unserer Not gerettet hat und uns in die Tiefen des Mercados geführt hat, wo wir dann endlich die passenden total normalen weißen Ballerinas gefunden und gekauft haben. Besagte Schuhe haben Caro dann einen sehr interessanten Sonnenbrand und mir Blasen beschert, aber davon haben wir uns am Samstag nicht stören lassen.

Caros Füße, eine Woche nach dem Tanz

Nachdem wir mit dem Salay-Tanzen fertig waren ging es kurz etwas essen, bevor wir uns umgezogen haben für Tanz Nummer zwei und dann nach ein bisschen (so zwei Stunden) Warten wieder losgetanzt sind, diesmal mit Caros Kolleginnen von der Rosalía.

Das Outfit für den Waca Waca – ich hatte fünf (!) Röcke übereinander an

Beim Waca Waca haben wir etwa drei Stunden bis zur Plaza gabraucht, was einerseits daran lag, dass noch andere Gruppen vor uns waren auf die wir warten mussten und andererseits an den Pausen, die wir gemacht haben, in denen  wir weiter getanzt und gefeiert haben. Wir sind dann im Dunklen an der Plaza angekommen, wo mittlerweile viel mehr Leute und auch mehr Stimmung war. Das war wirklich ein besonderes Gefühl von so vielen Menschen umgeben zu sein, die einen anfeuern und sich mit einem freuen.

Die Figur der Virgen del Rosario vor der Kirche – hier endet der Tanzumzug
eine andere Tanzgruppe an der Ecke zur Plaza

Viele Bolivianer wollten am Samstag mit und Caro und mir Fotos machen, was ich verständlich (angesichts dessen, dass wir anders aussehen), aber auch ungewohnt fand. Mitten während des Tanzens kamen dann Leute auf uns zu, um sich mit uns zu fotografieren, aber da eigentlich alle höflich gefragt haben vorher, fand ich es in Ordnung.Nach dem Tanzen haben wir mit den anderen Freiwilligen noch einen kleinen Nachtspaziergang zur alten Bahnstation gemacht und danach bin ich total erschöpft, aber glücklich ins Bett gefallen.

 

Am Sonntag waren wir dann wieder einmal auf dem Markt unterwegs und dann sind die anderen wieder abgefahren. Insgesamt war das Wochenende einfach wunderschön und ich bin auch richtig froh, dass Caro und ich uns entschieden haben, mitzutanzen, auch wenn wir dadurch nicht ganz so viel Zeit mit den anderen Freiwilligen verbringen konnten, wie normalerweise. Aber es war ein toller Einblick in die Kultur hier und hat vor allem richtig viel Spaß gemacht!

Ich habe noch mehr zu berichten, über die letzte Woche und dieses Wochenende, aber das mache ich in einem gesonderten Post. Hier sollte es jetzt erst einmal um die Estrada gehen 🙂

Bis dahin, eure Lotte

 

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